Auszug aus der Chronik „Geschichte von Schah Abbas, dem die Welt Verschönenden“.
DER SULEJMAN ÄHNLICH RUHMREICHE KHAGAN SCHAH ISMAIL BAHADIR KHAN, SEINE GESCHICHTE UND ERWÄHNUNG SEINER EROBERUNGEN
Nachdem dessen gutmütiger Bruder ums Leben gekommen war, brachten die treuen Sufien dessen Nachfolger, die Perle des Herrschaftssterns (gemeint Ismail Mirza) geheim in die Stadt… Die Sufien, die nach einer hohen Ideologie suchten und jetzt eine feindliche List fürchteten, hielten nach vierzig Tagen das nicht mehr für richtig, dass er weiterhin in Ardebil bleibt; nachdem sie dessen Mutter darüber befragt hatten, fanden sie es richtiger, dass er jetzt nach Gilan geht. Wie es in den Geschichtsbüchern, besonders in „Habibüs-Siyer“ steht, waren sie auf dem Gebiet Gilan angekommen und hielten sich einige Tage in Rescht auf, der Ortsvorsteher diente ihnen. Wenn auch damals der Heilige Mann nur sieben Jahre alt war, zeigte er hohes Denkvermögen, Geschick und Verstand und verfügte schon über gute Kenntnisse. Seine Mitstreiter nannten ihn „Schah“ und bezeichneten ihn trotz seines jungen Alters wegen seiner richtigen Gesinnungen als „Vollkommenen Lehrer“ und „Padischah“. Wie berichtet wird, blieb er sechseinhalb Jahre lang in Gilan… Dieser Zustand dauerte, bis es unter den Nachkommen des verstorbenen Hassan Padischahs, den turkomanischen Prinzen, zum Streit kam.
Nachdem der Sulejman ähnlich ruhmreiche Khagan vom Streit und Durcheinander im turkomanischen Staat Akkoyunlu gehört hatte, kam er auf den Gedanken, Gilan zu verlassen. Im Jahre 906 (nach Christi Geburt 1500) … bewegte sich der Sulejman ähnlich ruhmreiche Khagan zusammen mit einer kleinen Gruppe seiner treuen Diener und Mitstreiter zum Ziel… und er kam zum zweiten Mal nach Ardebil. Zunächst besuchte er hier die heiligen Orte und Gräber seiner Ahnen. Schliesslich bat der Heilige Mann um die Hilfe seine grossen Ahnen und ihre Geister und bewegte sich von Ardebil nach Karabach… In Karabach traf er sich mit Sultanhüsejn Barani, einem der Enkel von Mirza Dschahanschah (gemeint ist der Herrscher des aserbaidschanischen Staates Garagoyunlu), der immer noch von neuem Aufstieg und von der Macht träumte. Der Heilige Mann bemerkte List und Grausamkeit in dessen Manieren, verliess ihn … und kam nach Arsindschan. Dort kamen die Sufien und Menschen mit anderen Überzeugungen aus verschiedenen Orten zu ihm. Nach langen Diskussionen fand der Wunsch den Weg in sein helles Herz, sich nach Schirwan zu begeben… Sie gingen mit achttausend überzeugten und treuen Sufis Richtung Schirwan. In der Nähe der Festung Gulistan begann die Schlacht gegen den Herrscher Schirwans, Farruch Jassar, der über zwanzigtausend Reiter und mehrere Tausend Mann Infanterie verfügte. Der Heilige Mann gewann die Schlacht, Farruch Jassar und viele von den Grossen Schirwans kamen ums Leben… Der grösste Teil der Bevölkerung Schirwans war bereit, ihm zu gehorchen, alle Staatskassen und Schätze, die im Land und in den Festungen aufbewahrt waren, wurden dem Oberbefehlshaber seiner Armee übergeben. Einige Festungen zeigten jedoch weiterhin Ungehorsam.
Insbesondere die Festung von Baku wollte sich verteidigen, wurde aber bald auch durch die Kraft des Staates gnadenlos erobert. Die Festung von Baku ist auf drei Seiten von Wasser umgeben. Noch keiner der ruhmreichen Herrscher konnte sie erobern, denn auf der Seite der Festung zum Festland ist ein breiter und tiefer Graben. Da sich ein Teil der Bevölkerung Schirwans in der Festung Gulistan befand, verliess der Heilige Mann die Festung von Baku und kam zur Festung Gulistan.
Diese Festung (Gulistan), die eine der stärksten und bekanntesten Festungen des (Gebietes) Schirwan war, wurde umzingelt. Der Engel, der während der Umzingelung dem Heiligen Mann (Ismail) die Botschaft aus dem Himmel gebracht hatte, teilte ihm die Offenbarung mit: er werde den Thron des Reiches Aserbaidschan erobern und werde dessen Herrscher. Dieser Engel sagte zu ihm im Traum: „Ein kleiner Vogel wie eine Elster kann den Falken, der im Schicksalshimmel hochfliegt, nicht jagen“. Der Heilige Mann (Ismail) versammelte wieder die oberen Befehlshaber der Armee und sagte zu ihnen: „Was braucht ihr: die Festung Gulistan oder den Thron Aserbaidschans?“ Die Menschen, die der heiligen Safawiden- Dynastie gegenüber verbunden waren, zeigten wieder Treue und Weisheit, äusserten sich mit schönen Worten dazu und fanden diesen Gedanken richtig; sie äusserten sich sehr erfreut über den Wunsch auf den Thron Aserbaidschans. Nach einer Weile kam noch eine andere Nachricht: Amirsade Alwend sei mit seinen turkomanischen Kriegern in Nachtschiwan angekommen und bereite seine Krieger für die Schlacht gegen den Sulejman (der biblische Prophet Salomo ist gemeint) ähnlich ruhmreichen Khagan (Ismail) vor. In der hellen Seele des Heiligen Mannes (Ismails) entflammte wieder das Licht des Mutes, er verzichtete endgültig auf die Eroberung der Festung Gulistan und hob mit dem Zeichen des Botschafters aus dem Himmel die Belagerung der Festung auf und machte sich auf den Weg nach Aserbaidschan.
KRIEG DES SULEJMAN ÄHNLICH RUHMREICHEN KHAGANS GEGEN AMIRSADE ALWEND TÜRKOMAN UND DIE ERWÄHNUNG SEINES SIEGES MIT HILFE GOTTES
Als sich Amirsade Alwend in Nachtschiwan aufhielt, hörte er vom Zug des Sulejman ähnlich ruhmreichen Khagans nach Aserbaidschan und ging mit seiner Armee von dreissigtausend Kriegern ihm entgegen. Allerdings machten Mut und Furchtlosigkeit des Sulejman ähnlich ruhmreichen Khagans sowie die Selbstverleugnung der Gisilbaschi, die bereit waren, sich wie die Falter in den Flammen verbrennen zu lassen und den Tod für ewiges Leben hielten, den Turkomanen grosse Angst. Im Jahre 907 (nach Christi Geburt 1501) kam es zur Begegnung zwischen beiden Seiten am Ort Scharur in Nachtschiwan. Siebentausend Helden der Gisilbaschi warfen sich märtyrergleich und mutig auf sie, von der Gegenseite taten auch die Turkomanen das, was sie konnten. Allerdings, wie es Gott wollte, gelangen Triumph und Sieg den Gisilbaschi. Amirsade Alwend erlitt eine Niederlage und viele Adlige und obere Befehlshaber der Armee der Turkomanen sowie unzählige Krieger wurden in der Schlacht getötet, die siegreiche Armee eroberte grosse Trophäen. Amirsade Alwend fand keine Möglichkeit mehr in Aserbaidschan zu bleiben und floh nach Arsindschan, und der Sulejman ähnlich ruhmreiche Khagan erreichte triumphierend das Tor des Reiches Täbris und setzte sich auf den Thron des Padischahs…
Amirsade Alwend sammelte eine neue Armee und stürmte von Arsindschan aus wieder nach Aserbaidschan. Während die zum Sieg gesegnete Armee des Schahs auf dem Weg nach Arsindschan war, erreichte Alwend das Tor des Reiches Tabris und überfiel das Eigentum der Bevölkerung und der Reichen, von dort ging er dann weiter nach Udschan. Als er davon erfuhr, dass sich die sieghafte Armee ihm näherte, blieb er dort nicht und ging von Udschan nach Hamadan und von dort weiter nach Bagdad. Er hatte auch dort kein Glück… und kam nach Dijarbekir. Dort erhielt er den Befehl, wieder gegen den Heiligen Mann (Ismail) zu kämpfen und kehrte in die Umgebung Hamadans zurück. Alwend, der von turkomanischen Kriegern siebzigtausend Männer versammelt hatte, hatte dreihundert Kanonen und andere Waffen. Andererseits, sich verlassend auf seine beharrlichen Krieger, die Gnade Gottes und die Hilfe der Geister der heiligen (islamischen) Apostel, ging der Sulejman ähnlich ruhmreiche Khagan mit zwölftausend Kriegern aus den hohen Gisilbaschi- Stämmen … gegen den Feind vor. Gott sei mit ihm!
DER KRIEG DES SULEJMAN ÄHNLICHEN KHAGANS GEGEN SULTAN MURAD UND DIE ERWÄHNUNG DER EROBERUNG MIT GOTTES HILFE DES NICHTARABISCHEN IRAKS, DES FARS-GEBITES UND KIRMANS
Im Jahre 908, am 24. des Monats Zülhedsche (nach Christi Geburt 1503, 21. Juni) kam es zur grossen Schlacht zwischen ihnen am Ort Almabulaq in Hamadan… Er (Schah Ismail) besiegte die unvergleichbare Armee und schlug die turkomanischen Krieger nieder… Sultan Murad ging nach Schiras. In dieser Schlacht erhielt die sieghafte Armee viele Trophäen, Pferde und aus verschiedenen Ländern gesammelte Waren. Der Sulejman ähnlich ruhmreiche Khagan schickte Briefe über seinen Sieg in alle Richtungen. Die Herrscher der Orte der Umgebung und die Adligen verschiedener Länder wurden nun überzeugt, dass die turkomanischen Sultane nicht mehr glücklich und erfolgreich sind und hoffend auf den steigenden Staat des Schahs, kamen sie zum dessen Empfang, aus verschiedenen Richtungen wurden zu ihm die Botschafter gesandt… Diese Eroberung war in aller Munde, dem Schah schickte man Glückwünsche und Geschenke… In dieser Zeit erhielt man Nachricht davon, dass Sultan Murad am Tor des Landes Schiras sitze und sich damit beschäftige, sich in den persischen Gebieten zu verstärken. Der Sulejman ähnlich ruhmreiche Khagan verzichtete auf seine Erholung, ging Richtung Takhti-Sulejman mit seinen glücklichen sieghaften Kriegern und landete am Tor des Landes Ishafan; von dort unternahm er eine Offensive Richtung Schiras. Als Sultan Murad davon hörte, dass die sieghafte Armee des Schahs bald da sein werde, wurde er ängstlich; da er sich nicht in der Lage sah, gegen die sieghafte Schah-Armee aufzutreten, floh er Richtung Schüster. Die sieghafte Armee übertrat mit Ruhm und Geschick die Höhe Tekhti-Sulejman und das Tor des Landes Schiras wurde zur Residenz des Schahs. Die Bevölkerung und die Adligen des (Gebiets) Fars kamen zu seinem hohen Palast, brachten ihm würdige Geschenke, die ganze persische Bevölkerung lebte nun unter dem Schutz der Gerechtigkeit des Padischahs … frei vom Geschehen der Zeit… Kurzum, nachdem die zum Sieg gesegnete Armee des Herrschers die Angelegenheiten des persischen Gebiets in Ordnung gebracht hatte, unternahm diese nun die Offensive in Richtung Irak. Mit Hilfe Gottes!