Obwohl die Kalligrafie nicht der bildenden Kunst zugerechnet wird, hat es sich als unabhängige Kunstart fortwährend entwickelt. Die Kalligrafie reflektiert den kulturellen Wandel der Werte der islamischen Welt und kann auch als Symbol des Islam betrachtet werden.
Die Kalligrafie entstand zu Beginn der Geschichte des Islam. Die Geschichte der Kalligrafie begann mit der dekorativen Umgestaltung der Buchstaben. Da im Islam das Zeichnen von Lebewesen verboten ist, wurde die Schreibkunst entwickelt. Der Respekt vor Allah und die Bestrebungen, den Koran auf die schönste Art und Weise darzustellen brachte die Kunst der Kalligraphie zustande. In diesem Zusammenhang wurden die Künste Ornamentmalerei, Ebru (Malerei auf Wasser) und Buchbinderei hervorgebracht, die Berufe Papier- und Tintenherstellung zu Künsten umgewandelt.
Die Kalligrafie wurde zu einem der wichtigen Künste der islamischen Gesellschaften. Die Geistlichen haben die Schreibweise dieses Alphabets unterstützt und den Kalligrafen stets Hilfe geleistet. Diese künstlerische Schreibweise ist auf Büchern von Druckereien, Büchern der Serails, als Verzierungen auf Serails, an Moscheen bis hin zu Vasen und Materialien aus Metall, Holz und Stoff anzutreffen.
Die Kalligrafie entwickelte sich in der islamischen Welt zu einer unabhängigen Kunstart. Die Schönschrift wurde gleichzeitig als ein Zeichen der Kultiviertheit angesehen. Unter diesen Personen befanden sich z. B. Staatsmänner, Autoren, Dichter und Maler.
Die Kalligrafie wurde vorerst nur zum Verfassen von Büchern verwendet. Die Kalligrafie wurde später auch in der Architektur angewandt.
Mit der Betriebsamkeit der Kalligrafen kamen 6 unterschiedliche kalligrafische Eigenarten des arabischen Alphabets zustande: Thuluth, Nashki, Kufi, Diwani, Taliq, Nastaliq. Diese werden auch die klassischen Sechser bezeichnet. Diese Schriftarten fanden mit der Kalligrafie die meiste Verwendung.
Die Kalligrafie-Kunst hat eine wichtige Stellung in der islamischen Geschichte. Picasso sagte zur Kalligrafie-Kunst: „Dies ist wahres Gemälde-Kunstwerk“. Van Gogh sagte auch, dass ein Maler seine Gefühle nur mittels Kalligrafie ausdrücken kann.
Die Kalligrafie in Aserbaidschan
Die Kalligrafie-Kunst in Aserbaidschan begann mit den Bestrebungen von Şah Zerringelem Tebrizi. Er war einer der sechs Schüler des berühmten arabischen Kalligrafen Cemaleddin Müstesimî aus dem 13. Jahrhundert. Diese Schüler sind in der Geschichte der Kalligrafie als die „Sechs Meister“ bekannt. Diesen „Sechs Meistern“ gehörte auch ein anderer Meister aus Aserbaidschan, Şeyh Ahmet Sühreverdî, an. Şah Zerringelem beherrschte alle sechs Schriftstile der arabischen Kalligrafie. Er hatte zahlreiche Nachfolger, die seine Techniken weiterführten.
Einer der anderen berühmten Kalligrafen im 14. Jahrhundert in Aserbaidschan und in der islamischen Welt war Hace Mir Ali ibni İlyas Tebrizi (1330-1405). Weitere Meister dieser Zunft waren der mit seinen Gravuren in Holz bekannte Hacı Ahmed (14. Jh., Tebrisi), Meister Baba (18. Jh., Baku), Meister Abuzer Bedelov (18. – 19. Jh., Şahbuz), Meister Ahmed (19. Jh., Lenkeran), Meister Mehemmed (19. Jh., Gence) u. a.
Einer der bedeutendsten Künstler im 15. Jh. war Cafer Tebrizi von den Aserbaidschanern türkischer Abstammung. Er war in Nastaliq, Thuluth und Taliq und auch in der klassischen Art berühmt und bildete auch andere Kalligrafen aus.
Cefer lebte während der Zeit der Belagerung des mittleren Asiens durch Timur. Er arbeitete in Tebrisi im Serail von Miranşah, dem Sohn von Timur, dem Herrscher von Aserbaidschan. Nach einer Weile arbeitete er mit anderen Meistern, Malern und Kalligrafen in Herat bei Şanruh, einem anderen Sohn von Timur. Hier wurde er zum Leiter der Bücherei von Baysungur, dem Sohn von Şahruh. Dort bereitete man die Abschriften von Kalligrafie-Büchern. Daneben arbeiteten dort auch Meister der Miniatur, Meister, die mit Goldwasser arbeiteten, Leder behandelten und verzierten und Bücher banden.
Cefer Tebrizi legte Baysungur Mirza seine Tätigkeiten in der Bibliothek in Form eines Berichts vor. Einer dieser Unterlagen befindet sich z. Z in Istanbul (Juni, 1427) im Museum des Topkapı-Palastes. In diesem Bericht waren Angaben über die 18 Meister der Miniatur-, Kalligrafie- und Goldwasserkunst angegeben. Den Angaben dieses Berichts zufolge waren in der Bibliothek demnach 18 Meister der Miniatur-, Kalligrafie- und Goldwasserkunst, ferner Meister, die Leder behandelten und verzierten und Bücher banden.
Nach dem Tod von Baysungur begann Cefer bei seinem Bruder Alaaddevle zu arbeiten. Die Jahre zwischen 1413 und 1452 waren die ertragsreichsten von Cefer. Die berühmten Kalligrafen Ezher Tebrizi und Şah Mahmud Zerringelem Hafineshaben die Kunst von diesem Meister erlernt.
Cefer Tebrizi hat während der Zeit bei Şehzade Baysungur einige Abschriften von Büchern erstellt. Diese Bücher sind in der Kalligrafiekunst wohl bekannt. Die Bücher „“Şehname“ von Firdesi (1431), „Gülüstan“ von Sedi (1427), „Hamse“ von Nizami Gencevi (1431) sind die berühmtesten, die er mit der Kalligrafie geschrieben hat. Diese Abschriften werden in den berühmten Bibliotheken und Museen von Paris, Dublin, Teheran, Istanbul.
Der berühmte Kalligraf starb 1480 mit 65 Jahren in der Stadt Herat.