Schweizer Klimaherausforderungen und Ambitionen bei der COP29

Die Schweiz spielt eine Schlüsselrolle bei der COP29 in Baku und setzt sich für faire Klimafinanzierung und ehrgeizige globale Massnahmen ein. Sie priorisiert einen neuen kollektiven Finanzierungsmechanismus und betont dabei Beiträge von grossen Emittenten wie China. Während sie die internationale Zusammenarbeit vorantreibt, steht die Schweiz wegen ihrer zurückhaltenden nationalen Ziele in der Kritik. Die COP29 bietet der Schweiz eine Plattform, um Führungsstärke zu demonstrieren und globale Verpflichtungen mit wirkungsvollen Klimastrategien in Einklang zu bringen.

Die Schweiz nimmt aktiv an der 29. UN-Klimakonferenz (COP29) teil, die vom 11. bis 22. November 2024 in Baku stattfindet. In einem Land, das reich an Öl- und Gasressourcen ist, stellt dieses Treffen einen entscheidenden Moment im globalen Kampf gegen den Klimawandel dar. Die Hauptziele der Konferenz umfassen die Diskussion neuer finanzieller Ziele für globale Investitionen in den Klimaschutz, die Festlegung von Strategien zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Aktualisierung nationaler Klimaziele bis 2035.

Für die Schweiz hat die Förderung eines neuen kollektiven Finanzierungsmechanismus oberste Priorität. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) betont die Notwendigkeit, den Kreis der Geberländer zu erweitern, sodass nicht nur traditionell industrialisierte Staaten, sondern auch grosse Emittenten wie China und Saudi-Arabien einbezogen werden. Die Schweiz unterstreicht das Prinzip, dass jedes Land „nach seinen Möglichkeiten“ beitragen sollte, mit besonderem Fokus auf wohlhabende Staaten mit hohen Emissionen. Dieser Ansatz spiegelt das Schweizer Engagement für eine gerechte Verteilung der finanziellen Verantwortung wider.

Die Bedeutung der Klimafinanzierung hat besonders nach dem historischen Meilenstein von 2022 zugenommen, als das jährliche Ziel von 100 Milliarden US-Dollar im Rahmen des Pariser Abkommens zur Unterstützung von Entwicklungsländern erstmals erreicht wurde. Die Schweiz trug erheblich dazu bei und mobilisierte in diesem Jahr über 700 Millionen Franken für Klimainitiativen. Nichtregierungsorganisationen wie der WWF und Alliance Sud fordern jedoch eine Erhöhung der globalen Finanzierung auf jährlich 1 Billion US-Dollar zur Unterstützung des globalen Südens. Eine Antwort der Schweiz auf diese Forderungen steht noch aus.

Ein weiteres zentrales Thema der COP29 ist die Diskussion über Marktmechanismen, die es Ländern ermöglichen, Klimaprojekte im Ausland durchzuführen und die daraus resultierenden Emissionsminderungen auf ihre nationalen Ziele anzurechnen. Die Schweiz unterstützt diesen Ansatz nachdrücklich, da er die internationale Zusammenarbeit stärkt. Diese Strategie steht jedoch in der Kritik, da sie zu wenig Gewicht auf die Reduzierung der inländischen Emissionen legt, die ebenso entscheidend für die Erreichung globaler Klimaziele sind.

Die Schweizer Delegation unter der Leitung des Umweltbotschafters Felix Wertli ist aktiv an den Verhandlungen beteiligt. Zu den Teilnehmern gehören auch Vertreter der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und von Umweltorganisationen. Umweltminister Albert Rösti wird in der zweiten Woche der Konferenz hinzukommen, um die Schweizer Positionen persönlich bei hochrangigen Diskussionen zu vertreten.

Für die Schweiz ist die COP29 nicht nur eine Gelegenheit, ihr Engagement für internationale Klimaverpflichtungen zu bekräftigen, sondern auch ein Moment, sich der Kritik an ihrer Politik zu stellen. Trotz einer Reduktion der Emissionen um 24 % im Vergleich zu 1990 sieht sich das Land Vorwürfen gegenüber, nicht ambitioniert genug zu sein. Die Schweiz strebt an, die Emissionen bis 2030 um 50 % zu senken und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, doch diese Ziele erscheinen bescheiden im Vergleich zu den ambitionierteren Plänen Dänemarks, Finnlands und anderer europäischer Länder.

Kritiker wie der WWF und Greenpeace fordern die Schweiz auf, ihre Klimastrategie zu überarbeiten. Sie verlangen stärkere inländische Emissionsreduktionen und eine Erhöhung der internationalen Finanzierung, die nicht als Ausgleich für nationale Emissionen gewertet wird. Zudem bestehen Lücken in der Schweizer Klimapolitik, wie die fehlende Berücksichtigung von Emissionen aus importierten Gütern und dem von Schweizer Institutionen verwalteten Finanzkapital im Ausland.

Weitere Prioritäten der Schweiz bei der COP29 umfassen die Unterstützung neuer nationaler Klimaziele für den Zeitraum bis 2035 und die Beschleunigung des Übergangs zu erneuerbaren Energiequellen. Diese Massnahmen stimmen mit den Empfehlungen der Internationalen Energieagentur (IEA) überein, die feststellt, dass die beschleunigte Einführung erneuerbarer Energien bis zu 38 % der benötigten Emissionsreduktionen bis 2030 ausmachen könnte.

Die Schweiz spielt weiterhin eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der globalen Klimapolitik. Um ihre internationale Einflusskraft zu stärken, muss sie jedoch die nationalen Massnahmen zur Emissionsreduktion intensivieren und die Klimafinanzierung ausbauen. Die COP29 bietet der Schweiz die Gelegenheit, Führungsstärke zu zeigen und einen bedeutenden Beitrag zum Schutz des Planeten für zukünftige Generationen zu leisten.

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