Ein bedeutsamer Wendepunkt: Der “Schwarze Januar” von 1990 ist in der Geschichte Aserbaidschans ein zentrales Ereignis. Diese Zeit markiert den Beginn eines neuen Kapitels, welches schliesslich zur Unabhängigkeit der Nation nach sieben Jahrzehnten führte, in denen sie Teil der Sowjetunion war.
Ein Tag der Trauer und ein Symbol für die Unabhängigkeit: In Aserbaidschan wird der Opfer des “Schwarzen Januars” gedacht. Die Erinnerung an die Geschehnisse vom 19. bis 20. Januar 1990 ist auch 34 Jahre später noch tief in den Herzen vieler Aserbaidschaner verankert. Der Tag steht für einen entscheidenden Moment in der Geschichte des Landes und den Beginn der Befreiung aus der langjährigen sowjetischen Einflussnahme.
Der Karabach-Konflikt als Auslöser
Der Hintergrund der Ereignisse liegt im Karabach-Konflikt. Gegen Ende der 1980er Jahre intensivierten die Armenier ihre Bestrebungen zur Eingliederung der Region. Im Dezember 1989 fasste der Oberste Rat der Armenischen Sowjetrepublik den Beschluss, aserbaidschanische Gebiete einzugliedern.
Als Reaktion auf diesen Beschluss fanden in Baku grosse Kundgebungen statt, an denen Hunderttausende Aserbaidschaner teilnahmen. Sie versammelten sich auf dem “Azadlıq Meydanı” (Freiheitsplatz) in Baku, um gegen die territorialen Ansprüche der Armenier und die Politik der sowjetischen Verwaltung zu protestieren.
Die sowjetische Reaktion auf die Demonstrationen
Die andauernden Demonstrationen führten zu Besorgnis in der sowjetischen Verwaltung. Angesichts dieser Spannungen entschieden sich die Sowjets, Truppen nach Baku zu schicken. Am 19. Januar 1990 unterbrach der sowjetische Geheimdienst die Stromversorgung des aserbaidschanischen Fernsehens und am Abend marschierte die sowjetische Armee mit 26.000 Soldaten in Baku ein.
Die Tragödie des 20. Januars
In der Nacht zum 20. Januar kam es in Baku und anderen Orten zu tragischen Ereignissen: 147 aserbaidschanische Zivilisten verloren ihr Leben, 744 Menschen wurden verletzt und etwa 400 Personen von der sowjetischen Armee verhaftet.
Trotz des Ausnahmezustands und der Kontrolle Baku durch die sowjetische Armee, setzten die Bürger ihre Proteste fort und gedachten der Verstorbenen. Etwa eine Million Aserbaidschaner versammelten sich, um die Opfer zu ehren und damit ein Zeichen gegen die sowjetische Herrschaft zu setzen. Bis heute wird der “Schwarze Januar” in Aserbaidschan als ein Ausdruck des Widerstandes und der Stärke der Nation betrachtet.