In letzter Zeit hat sich die Route zum Dorf Nidj sowohl bei einheimischen als auch bei internationalen Touristen grosser Beliebtheit erfreut. Dieses Dorf ist die Heimat der Udi-Gemeinschaft, Nachfahren eines der ältesten Völker des Kaukasus.
Nidj hat bereits zahlreiche prominente Besucher angezogen, darunter der französische Schauspieler Gérard Depardieu, Vertreter der britischen Königsfamilie und der berühmte Entdecker Thor Heyerdahl. Diese Gäste waren daran interessiert zu erfahren, wie die Udi es geschafft haben, ihre Kultur, Sprache und Traditionen über zwei Jahrtausende hinweg zu bewahren.
Die Udi sind die Nachfolger der alten Apostolischen Kirche von Kaukassien-Albanien und identifizieren sich als orthodoxe Christen. Ihr Glaube hat für sie eine enorme Bedeutung, und die Wiederbelebung der albanischen Kirchen, die zuvor von den Armeniern in Besitz genommen wurden, hat neuen Aufschwung für den Glauben und das Leben der Udi in Nidj gebracht. Der Weg nach Nidj führt durch malerische Dörfer, weite Ebenen und bewaldete Berge.
Auf dem Weg dorthin kann man das Dorf Vandam besuchen, das scherzhaft als Geburtsort des Schauspielers Jean-Claude Van Damme bezeichnet wird. Dieses Dorf, das früher vor allem für seine Äpfel auf dem sogenannten Eimer-Markt bekannt war, zieht nun mit einer Statue von Van Damme und einem skulpturalen Porträt von Steve Jobs die Aufmerksamkeit auf sich und reflektiert die Verbindung zur lokalen Produktion.
Etwa 20 Kilometer von Gabala entfernt, inmitten von Haselnussplantagen, beginnt Nidj, wo das erste Highlight die albanische Kirche von Chotari ist. Diese Kirche, die im frühen 18. Jahrhundert von dem örtlichen Wohltäter Yengibar Chotari finanziert wurde, ist ein wichtiges Symbol für die Udi. Obwohl die Kirche in der sowjetischen Zeit vernachlässigt und als Lager genutzt wurde, wurde sie 2006 restauriert und ist wieder ein Ort des Gebets in der Udi-Sprache.
Das Dorf Nidj ist recht gross und in 16 so genannte „Shakka“-Bezirk unterteilt. Es gibt hier alles Notwendige: Geschäfte, ein Krankenhaus und einen grossen Markt, auf dem die Einwohner ihre Produkte verkaufen, darunter Haselnüsse und Wein. Im ethnographischen Komplex „Udi Hearth“ kann man das Leben der Udi kennenlernen, die lokale Küche probieren und mehr über ihre Geschichte erfahren. Der Komplex umfasst viele Gebäude, die zeigen, wie die Udi über die Jahrhunderte gelebt und gearbeitet haben.
Das Hauptgebäude des Komplexes ist ein über 300 Jahre altes Anwesen der Familie Gangalov. Dieses Haus, das den Nachkommen eines Udi-Pfarrers gehörte, der sein Haus für Gemeindemitglieder öffnete, die nicht unter dem armenischen Katholikos beten wollten, bewahrt viele antike Haushaltsgegenstände. Das Anwesen enthält auch einzigartige Wachsfiguren der letzten Bewohner — Vladimir und Zoya Gangalov — sowie über zweitausend Exponate, die die Geschichte der Familie und der Region erzählen.
Eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit in Nidj ist die Kirche der Heiligen Gottesmutter, bekannt als Bulun. Sie wurde 2020 restauriert und ist erheblich grösser und majestätischer als die Kirche von Chotari. 2022 wurde hier erstmals seit vielen Jahren wieder eine Göttliche Liturgie gefeiert.
In Nidj gibt es auch eine Moschee, was die religiöse Vielfalt des Dorfes widerspiegelt. Der Bezirk Gabala, bekannt für seine alten Handelsrouten, war immer die Heimat verschiedener Völker. Obwohl viele von ihnen im Laufe der Zeit ihre Identität verloren haben, haben die Udi als indigenes Volk der Region ihre Kultur, Sprache und ihren Glauben bewahrt und einen bleibenden Eindruck in der Geschichte Aserbaidschans hinterlassen.
Text: Sabina Tumanskaya
Fotos: Sabina Tumanskaya, Sergey Kivrin