Am 11. Mai 2025 veröffentlichte das renommierte US-Wirtschaftsmagazin Forbes einen Reiseartikel unter dem Titel „Why Visit The Vibrant And Varied Capital City Of Baku In Azerbaijan“. Der Autor, Weinkenner und Lifestyle-Journalist Tom Mullen, beschreibt darin seine Eindrücke aus Baku und beleuchtet, warum die Hauptstadt Aserbaidschans mehr als nur ein Knotenpunkt zwischen Europa und Asien ist – nämlich ein Ort voller Kontraste, Geschichte, kultureller Vielfalt und kulinarischer Raffinesse.
Ein kultureller Schmelztiegel mit jahrtausendealter Geschichte
Mullen beginnt seinen Text mit einem Blick auf die geografische und kulturelle Bedeutung Bakus. Die Stadt – etwa so groß wie Irland oder der US-Bundesstaat South Carolina – liegt am Kaspischen Meer und war über Jahrhunderte hinweg Schauplatz persischer, russischer, arabischer und turkischer Einflüsse. Stadtführerin Narim Musabayova bringt es auf den Punkt: „Dieses grosse Gemisch nennen wir Aserbaidschan.“
Trotz moderner Bauten am Stadtrand, die an Dubai erinnern, verweist Mullen darauf, dass Baku bereits im 5. Jahrhundert gegründet wurde – also lange vor den aufstrebenden Metropolen am Golf. Breite Boulevards, gepflegte Mittelstreifen und ein pulsierendes Nachtleben prägen das heutige Stadtbild. Die dreilinige Metro mit 27 Stationen befördert täglich über eine halbe Million Menschen – und das bei äusserst niedriger Kriminalitätsrate. Baku steht auch für Offenheit: Schon 1918 wurde Aserbaidschan das erste islamisch geprägte Land, das Frauen das Wahlrecht gewährte.
Baku war jahrhundertelang vom Öl geprägt. Bereits 1594 wurde ein Ölbrunnen in 35 Metern Tiefe erwähnt. Marco Polo, Winston Churchill und Alfred Nobel lobten die Stadt als strategisches Zentrum des Rohstoffreichtums. Heute erinnert Mullen daran, dass Hitler selbst den Zweiten Weltkrieg als verloren betrachtete, wenn er nicht an Bakus Ölfelder gelangte.
Aserbaidschan sammelt auch kuriose Weltrekorde: die kleinste gedruckte Buchseite der Welt, das höchste Fahnenmast (70 Meter), die meisten Schlammvulkane weltweit, das grösste Eichenfass für Wein – und Baku als die am tiefsten gelegene Hauptstadt der Erde (28 Meter unter dem Meeresspiegel).
Kontraste und Gastfreundschaft
Baku ist ein säkularer Staat mit muslimischer Mehrheit – dennoch servieren Restaurants Schweinefleisch und Bier, und traditionelle Etikette geht Hand in Hand mit geselligem Genuss. Märkte wie der Yaşil Bazar bieten eine Explosion an Farben, Düften und Gewürzen wie Sumach, Granatapfel, Bergamotte oder Trüffel. In der Stadt isst man gemeinsam, lacht laut – und lädt gerne auch Fremde spontan zum Essen ein.
Wer die Stadt überblicken möchte, sollte den Highland Park besuchen. Von dort sieht man auf den Kaspischen Hafen, das Flaggenfeld (mit der weltweit grössten Nationalflagge), die leuchtenden Flame Towers und das in Teppichform gebaute Aserbaidschanische Teppichmuseum. Auch das futuristische Heydar Aliyev Center, entworfen von Zaha Hadid, beeindruckt mit Ausstellungen über Kunst, Musik und traditionelle Kleidung.
Ein Highlight ist die Altstadt Icheri Sheher, die noch vor dem 7. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde. Auf kleinstem Raum findet man Museen, Moscheen, kleine Gassen, die mysteriöse Jungfrauenturm (Giz Galasi) sowie das charmante Miniaturbuchmuseum. Katzen, gepflegt und gelassen, gehören zum Stadtbild.
Kulinarik und Wein
Die aserbaidschanische Küche ist frisch und vielfältig. Ob Dolma (mit Reis und Lamm gefüllte Weinblätter), Pilaf mit getrockneten Früchten und Kräutern, oder Fisinjan, ein traditionelles Gericht mit Lamm, Walnüssen und Granatapfelsirup – alles wird sorgfältig zubereitet und gerne mit Tee serviert.
Weinliebhaber kommen ebenfalls auf ihre Kosten: In der Stadt gibt es mehrere Weinbars, darunter Kefli, das ausschliesslich lokale Weine anbietet – etwa aus den einheimischen Rebsorten Bayan Shira (weiss) oder Madrasa (rot). Wer es aussergewöhnlich mag, kann auch Granatapfelwein probieren.
Ein weiteres kulinarisches Highlight ist das neue Olivenölzentrum Acheron Olive Gardens, das jährlich 800 Tonnen hochwertiges Extra Virgin Öl produziert – ebenfalls ein Zeichen für Bakus Streben nach Qualität und Genuss.