Münzprägungen des Khanats Karabach

Münze: Kadschar, Fatali Shah, 1244 AH, Sahibkran, Silber

EINER DER MÄCHTIGSTEN UNTER IHNEN WAR DAS KHANAT KARABACH. ES KONKURRIERTE NICHT NUR MIT ANDEREN ASERBAIDSCHANISCHEN KHANATEN, SONDERN AUCH WIDERSTAND FÜR EINIGE ZEIT DEM MÄCHTIGEN GEGNER AGA MOHAMMED KHAN KADSCHAR – DEM NEUEN SCHAH DES IRAN, DER IN KARABACH AUCH SEINEN TOD FAND (DEN HÖHEPUNKT SEINER MACHT ERLEBTE DAS KARABACH-KHANAT, ALS DIE HOFARISTOKRATIE IBRAHIM KHAN, DEM SOHN PANAHALI KHANS, DES GRÜNDERS DES KHANATS, ANBOT, SICH ZUM SCHAH ASERBAIDSCHANS UND IRANS ZU ERKLÄREN).

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Münze: Khanat Karabach, anonym, Panakhabad, 1199 AH, Abbasi, Silber

Die Prägungen des Karabach-Khanats haben ihren besonderen Platz in der aserbaidschanischen Münzkunde. Nicht nur weil in diesem Khanat, insbesondere in seiner Hauptstadt, der von Panahali Khan (1748-1758/9) erbauten Festungsstadt, die zu seinen Ehren den Namen Panahabad erhielt, eine echte Silbermünze geprägt wurde, die in der numismatischen Literatur als „Panabadi“ bekannt ist. Es war auch ein einzigartiger Fall in der Geschichte der Prägungen Aserbaidschans, bei dem eine lokale Münze nach der sie prägenden Stadt benannt wurde. Wann mit der Prägung dieser Münzen begonnen wurde, ist nicht bekannt. Der Autor der Chronik „Über die politische Situation im Khanat Karabach in den Jahren 1745-1805“, Ahmed Bey Dschawanschir, verbindet dieses ereignis mit der Fertigstellung der Stadt im Jahre 1754. wenn er dieses Datum als Baujahr Panahabads nennt, meint er offensichtlich das Jahr 1100 nach dem islamischen Kalender, das nach der gregorianischen Jahresbezeichnung dem Jahr 1756/7 entspricht; darauf beziehen sich auch die anderen Chronisten jener Zeit (Adygözäl Bey, Ahmed Bey usw.) nach anderen Angaben wurde die Stadt schon im Jahr 1751 fertig gebaut. Die älteren Muster der Panabadi-Münze sind auf das Jahr 1201 (1787 nach dem gregorianischen Kalender) datiert. Aus den erhaltenen Münzexemplaren geht auch hervor, dass deren Herstellung bis 1237 (nach dem gregorianischen Kalender bis 1822), also bis zur Abschaffung des Khanats fortgesetzt wurde. Auf der Frontseite der Panabadi- Münze findet sich ein Vers in Persisch: „Im Namen des herren der zeit [gemeint ist der 12. schiitische Imam Muhammad Mahdi] wurden Gold und Silber, ähnlich der Sonne und dem Mond, in eine Münze verwandelt“. Auf der Rückseite, in der Mitte der ovalen Kartusche findet sich der Ort der Prägung – „Geprägt in Panahabad“ und über der Kartusche der Anruf: „O Allah!“. Unter der Kartusche steht das Datum der Prägung, das Jahr 1201 (1787 nach dem gregorianischen Kalender). Zudem wurden die Panabadis, wie damals auch alle anderen Währungen der gesamten Region, die nach dem Untergang der Afscharen ohne die Zentralregierung geblieben war, anonym geprägt, also ohne den Namen eines Herrschers. Die Originalität dieser neuen, etwas länglichen Münze bestand darin, dass deren tatsächliches Gewicht sich deutlich vom Standard der bekannten Währungseinheit „Abbasi“ unterschied, das seit ihrer Einführung in der Zeit des Safawiden-Schahs Abbas I. (1587-1629) als Grundeinheit der Währungssysteme Aserbaidschans und Irans diente.

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Münze: Afsharidy, Shahrukh (1748-1796), Ganja, 1163 AH, Abbasi, Silber

Der Nominalwert des Abbasi entsprach 200 Kupferdinaren, aber er verlor im Laufe der Zeit stark an Gewicht und wog etwa Mitte des 18. Jahrhunderts nur 2,6 bis 3,0 g. das Durchschnittsgewicht der jetzt in der Abteilung der Numismatik und Epigraphik des nationalen Geschichtsmuseums Aserbaidschans erhaltenen 23 Exemplare des Panabadi hingegen beträgt 5,2 g, was etwa 28 getrockneten Erbsen oder 7 Dangen (Gewichtseinheit) entspricht, die 5,46 g wiegen. Es wird klar, dass das Gewicht des Panabadi etwa das doppelte eines Abbasi hatte. Dabei wirft sich auch die Frage nach der Einführung des Nominalwerts des Panabadi auf. Nach Ahmed Bey Dschawanschir entsprach der Panabadi (in Paritäten) 15 Kopeken der russischen Silbermünze mit einem Gewicht von ca. 5,0 g. nimmt man zwei Abbasi-Münzen mit fast identischem Gesamtgewicht, entsprechen sie dem Nominalwert von 2 x 200 = 400 Kupfer-Dinaren. Der Nominalwert des Panabadi mit etwas Erhöhtem Gewicht (5,46 g) sollte dann etwas höher als 400 dinar sein. Ohne schriftliche Belege kann man nur in etwa vermuten, dass der Nominalwert des Panabadi mehr als zwei Mal höher als der Nominalwert zweier gleicher Abbasi-Münzen war und rund 500 Dinaren entsprach. Es ist auch möglich, dass es bei der Einführung des Panabadi nicht ohne den Einsatz einer erzwungenen Überbewertung abgelaufen war, so wie es in mittelalterlichen Staaten praktiziert wurde, wenn man die Einführung neuer Währungseinheiten oder die Änderung der alten Monetären und Währungssysteme unternommen hatte. So unterschied sich die Währungsreform von Panah Khan nicht nur wegen ihrer Besonderheit und Eigenständigkeit, sie symbolisierte gleichzeitig, ausser den prestigeträchtigen Absichten ihrer Initiatoren, auch das verstärkte sozial-ökonomische Potenzial des Karabach-Khanats.

In diesem Zusammenhang ist ein bekannter Ausspruch von Interesse, der in den Karabach-Chroniken des Adygözäl Mirzä Bej (vermutlich aus dem Persischen übersetzt) überliefert ist. Er stammt von Hadschi Khan Tschelebi von Schäki, einer anderen prominenten militärischen und politischen Figur Aserbaidschans in jener Zeit (1743-1755). Er soll nach einer von Panah Khan zugefügten Niederlage gesagt haben:„Panah Khan war bis jetzt eine Münze ohne Prägung. Wir kamen, prägten ihn und gehen jetzt zurück“. Diese Aussage wird von anderen Autoren in unterschiedlichen Lesarten wiedergegeben: „Panah Khan war nur ein Khan. Wir haben gegen ihn gekämpft und haben nichts erreicht. Jetzt gehen wir zurück, nachdem wir ihn zum Schah gemacht haben“ (Mirza Dschamal Dschawanschir) oder „Panahali erklärte sich zum Khan und ich bestätigte sein Khanat durch meine Niederlage“ (Ahmed Bey Dschawanshir). Neben dem Panabadi wurden in Panahabad auch die anderen Langkupfermünzen geprägt, die die gleichen Umschriften trugen: auf der Vorderseite: „Oh, Herr der Zeit“ und auf der Rückseite: „Geprägt in Panahabad“.

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Münze: Ganja Khanat, anonym, Ganja, 1189 AH, Abbasi, Silber

Nach Funden auf dem Gebiet des Khanats Karabach, waren hier ebenfalls einige Abbasi-Silbermünzen der benachbarten Khanate (Gändschä, Schirwan usw.) im Umsatz. Nach der Etablierung einer neuen turkstämmigen Herrscherdynastie durch Fatali Schah (1797-1834) in Südaserbaidschan und im Iran, – der Kadscharen – kam das Khanat Karabach, wie auch die anderen nordaserbaidschanischen Khanate Gändschä und Schäki, in die Einflusssphäre des Kadscharen-Reiches und dadurch waren natürlich auf seinem Territorium auch die silbermünzen der Kadscharen im Umlauf. Was diese Frage betrifft, beschreibt der Chronist Adygösäl Bey die Herstellung der Silbermünzen „Der hohe Herr“, die im Namen des Fatali Schah in Panahabad geprägt wurde“, Äquivalent zu 30 russischen Silbergroschen. Solche Münzen mit einem Gewicht von etwa 7 g und einem Nominalwert von 1.000 Kupfer-Dinaren hat man auch in Gändschä und Schäki geprägt; sie waren neben den lokalen Münzen im Umlauf.

Die Münzen des Khanats Karabach sind wertvoll, nicht nur als Denkmäler dieser Region, sondern auch für ganz Aserbaidschan. Die Panabadi-Münzen haben insgesamt einen hohen Stellenwert in der Geschichte der aserbaidschanischen Numismatik als unstreitbare Zeugnisse der politischen und wirtschaftlichen Grundlage der aserbaidschanischen Staatlichkeit im ehemaligen Khanat Karabach. Darüber hinaus bestätigen diese Münzen die bedeutende Rolle Panah Khans, der unter schwierigen Bedingungen, charakterisiert durch politische Zersplitterung und lokale Kriege, einen starken Flächenstaat gründen konnte, der sich in seiner Blütezeit weit über die Grenzen des Territoriums erstreckte, das heute üblicherweise Bergkarabach genannt wird.

Prof. Dr. Ali RADSCHABLi

Historiker

 

Literatur

1. Azərbaycan tarixi. Bakı, 1996
2. Qarabağnamələr. Bakı, 1989
3. Раджабли А., Нумизматика Азербайджана. Баку, 1997
4. Пахомов Е.А., Монетные клады Азербайджана и других республик, краев и областей Закавказья. Баку, 1926-1959
5. Синицина Е.А., Денежное обращение Азербайджана (Гянджинского, Карабахского, Шемахинского, Шекинского, Бакинского, Дербендского, Кубинского ханств) во второй половине XVIII – первой четверти XIX вв. Автореф.канд.дисс. Баку, 1992

 

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