Geheimnisse zoomorpher Figuren: Denkmäler der türkischen Kultur

Totemistische Überzeugungen waren bei den alten Türken weit verbreitet, wie zahlreiche ethnografische Materialien belegen. Zoomorphe Symbole wurden auf Alltags- und Ritualgegenständen dargestellt – auf Gürteln, Schmuckstücken, Keramik, Talismane, Waffen und Grabsteinen. Häufig findet man Darstellungen von Vögeln, Steinböcken, Widdern, Hirschen, Pferden, Stieren, Schlangen, Wölfen, Hunden und Raubkatzen. Die Darstellung eines bestimmten Tieres kann auf seine Verbindung zum Totemismus hinweisen. Folglich sind einige Tiere, die auf verschiedenen historischen Denkmälern abgebildet sind, als vermutliche Totems der alten Menschen anzusehen. Besonders interessant sind zoomorphe Symbole, deren totemistische Natur in der Mythologie Aserbaidschans bestätigt wird.

Ein wichtiges Element der grossen türkischen Einheit sind rituelle zoomorphe Skulpturen von Widdern und Pferden, die in Aserbaidschan, Kirgisistan, Iran – in den Städten Ardabil und Täbris, Kasachstan, der Türkei – insbesondere in den Städten Artvin, Kars, Tunceli, Van, Erzurum, Erzincan, Bitlis, Ağrı, Erciş, Malatya, Tercan, Sivas, Rize, Trabzon, Akşehir und Afyon, Russland – im Altai-Gebiet und in Chakassien sowie fast im gesamten Gebiet Westaserbaidschans, also dem heutigen Armenien, verstreut sind. Die türkische Bevölkerung dieses Gebiets wurde durch ethnische Säuberungen vertrieben, und viele historische Denkmäler wurden zerstört.

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Widder nehmen einen besonderen Platz unter den zoomorphen Skulpturen ein. Der Archäologe Wassili Sysojew registrierte im Rahmen der Arbeit zur archäologischen Karte Aserbaidschans Steinskulpturen von Pferden und Widdern (Schafböcken) auf der Halbinsel Abscheron, auf muslimischen Friedhöfen in Karabach, Nachitschewan, Schirwan, Lenkoran und Yardimli. All diese Skulpturen sind echte Kunstwerke. Diese Skulpturen stammen hauptsächlich aus dem 13. bis 19. Jahrhundert. Es gibt jedoch auch Beispiele zoomorpher Figuren, insbesondere Widder, die bei archäologischen Ausgrabungen auf dem Gebiet Aserbaidschans gefunden wurden und auf das 5. bis 3. Jahrtausend v. Chr. datiert werden – dies ist das archäologische Denkmal Hudut-tepe.

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Der Widderkult existiert bei den Türken seit der Antike und trägt eine tiefe Bedeutung. Die alten Türken glaubten, dass die Figuren von Widdern dem Verstorbenen die Möglichkeit boten, aus der jenseitigen Welt ins neue Leben, ins Licht zurückzukehren. Der Widder war auch ein Symbol für die Unerschütterlichkeit der Macht. Diese Skulpturen sind im Volk als “Goch Dash” bekannt.

Der Widderkult ist mit vielen Überzeugungen verbunden. Nach den Vorstellungen der Oghuz-Türken sind Menschen, die sich in einer Herde von Widdern befinden, vor bösen Geistern sicher. Schwarze Widder genossen besonderes Ansehen. Der Widder wurde in schamanischen Ritualen als Opfertier verwendet und diente als eine Art Talisman. Er wurde verwendet, um sich vor bösen Mächten zu schützen und gute Kräfte anzuziehen. Widderdarstellungen mit mächtigen gedrehten Hörnern wurden von vielen Generationen von Töpfern und Steinmetzen geschaffen. Auf den Steinskulpturen der Widder findet man neben Inschriften auch oft Jagdszenen.

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Die Steinskulptur eines gehörnten Widders auf einem Grab diente als Symbol für Tapferkeit, Stärke und Mut. Interessanterweise wird der Held des gleichnamigen mittelalterlichen aserbaidschanischen Epos Keroglu im Epos oft als “Goch Keroglu” bezeichnet. Der alte aserbaidschanische Begriff für starke und mutige Menschen “gochu” leitet sich ebenfalls vom türkischen Wort “goch” ab.

Die weite Verbreitung von Grabskulpturen von Widdern in Aserbaidschan hängt mit dem Leben der Stammesbünde Kara-Koyunlu und Ak-Koyunlu sowie der Safawiden zusammen.

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Einer der ersten, der über die Steinskulpturen von Widdern berichtete, war der englische Maler, Reisende, Schriftsteller und Diplomat Robert Porter, der einen Steinwidder mit Inschriften auf einem alten Friedhof in Julfa zeichnete und beschrieb. 1825 berichtete der Naturwissenschaftler und Paläontologe Eduard Eichwald über eine ähnliche Skulptur und veröffentlichte in seinem Buch eine Zeichnung von Pferde- und Widderfiguren aus der Lorieschen Steppe im heutigen Armenien.

Viele Tierfiguren erreichen beträchtliche Grössen. Es gibt Figuren, die grob und schematisch aus Stein gehauen sind, aber es gibt auch Skulpturen, die mit grosser künstlerischer Meisterschaft gefertigt wurden. Sehr häufig sind die Seiten und Rücken der Widder mit Inschriften und Reliefdarstellungen bedeckt. Auf ihnen findet man auch arabische Schriftzeichen.

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Ein herausragendes Beispiel für Widderdarstellungen sind die Steingräber, die auf dem Gebiet von Yardimli entdeckt wurden. Wissenschaftler datieren sie auf das 14. bis 17. Jahrhundert. Der Unterschied dieser Figuren liegt in ihrer Feinheit und Präzision der Ausführung. Besonders erwähnenswert sind die Ornamente und die Detailtreue. Im Gegensatz zu Widdern, die in anderen Teilen Aserbaidschans gefunden wurden, sind hier sogar schematisch Schwänze und andere kleine Details dargestellt, die den Figuren Lebendigkeit und Individualität verleihen. Auf einem Friedhof kann man beispielsweise Widder mit filigranen Ornamenten sehen, die mit der Präzision von Juwelierarbeit ausgeführt wurden.

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Diese Figuren ziehen nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Touristen an und werden zu einem wichtigen Bestandteil des Kulturtourismus in Yardimli. Dank solcher Funde können die Errungenschaften der alten Meister besser verstanden und geschätzt und dieses Erbe für zukünftige Generationen bewahrt werden.

Es ist notwendig, mit der systematischen Erforschung dieser einzigartigen Denkmäler zu beginnen, alle Funde sorgfältig zu registrieren und zu dokumentieren, Programme zur detaillierten Untersuchung des künstlerischen Stils und der Symbolik dieser Figuren zu entwickeln, um unser Wissen über die kulturelle und künstlerische Entwicklung der Region zu vertiefen. Solche Forschungen könnten nicht nur für Aserbaidschan, sondern auch für die Weltwissenschaft von grosser Bedeutung sein, indem sie unser Verständnis der alten türkischen Zivilisationen und ihrer Kunst erweitern.

Vahid Shukurov, basierend auf Materialien und Fotografien des Historikers Sabit Gurbanov

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