Bis in die vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts war das Territorium des heutigen Aserbaidschan für den Grossteil der Untertanen des russischen Imperiums, und erst recht für Westeuropäer, eine wahrhafte Terra incognita.1
Wie hätte es auch anders sein können in einem Jahrhundert, in dem keine Massenmedien existierten, ein bedeutender Teil der Weltbevölkerung keinen Zugang zu Bildungsstätten hatte und die mündliche Überlieferung, bzw. Geschichten und Gerüchte, das wesentliche Mittel der Informationsverbreitung über globale Ereignisse darstellten. Zu jener Zeit verfügte das politische, bzw. das staatlich-administrative Establishment über den grössten Wissensstand, und selbst dieses war auf die Unterrichtung durch Beamte, Diplomaten, Agenten und andere Vertrauenspersonen angewiesen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass in der ersten Hälfte des 19. Jh. die russische – und erst recht die europäische – Intelligenz, ebenso wie die städtische und bäuerliche Bevölkerung, Vorstellungen vom südkaukasischen Raum und dessen Bewohnern nachhingen, die auf solch märchenhaften Überlieferungen wie der sage über die „die Königin von Schamachi“2 oder der „Reise über drei Meere“ des Kaufmanns Afanasij Nikitin aus Tver‘ basierten.
Der Blick eines Missionars oder der Blick durch das visier eines Gewehres, mit dem westeuropäische und zaristische reisende das Land erschlossen, konnte ihnen jedoch kaum die Schönheit des Landes oder die Lebensart seiner Bewohner verständlich machen. Es bedurfte eines nicht von Habgier erfüllten Urteilsvermögens, des Blickes eines Ästheten und Kunstliebhabers, der fähig war, das Spiel des Farben, des Lichtes und der Schatten auf einem Tautropfen bei Sonnenaufgang zu geniessen. Fürst Grigorij Grigor‘jevič Gagarin (1810-1893) war einer der ersten Menschen, die diese Sichtweise auf ihren Kaukasienreisen mitbrachten. Gagarin war, aus einer Linie des alten Fürstengeschlechts der Rjurikiden stammend, ein mutiger Offizier, kluger Verwalter, talentierter Maler und Graphiker sowie ein erfolgreicher Unternehmer. Heutzutage ist es schwer vorstellbar, dass all diese Befähigungen in einem einzigen Menschen vereinbar sind. Seinem Bleistift und Pinsel verdankt Europa die Entdeckung des heutigen Aserbaidschan – nicht als wilden und abgelegenen Ort, sondern als ein vielfältiges Land voller materieller und kultureller Reichtümer.
Grigorij Gagarin wurde als Sohn des angesehenen russischen Diplomaten und Literaten Fürst Grigorij Ivanovič Gagarin (1782-1837) und seiner Frau Ekaterina Petrovna Gagarina (1790-1873) geboren. Der Vater verfügte über eine für seine Zeit sehr aussergewöhnliche Persönlichkeit. Lange Zeit diente er als diplomatischer Gesandter in Wien, Istanbul und Paris, unterstand im Krieg gegen Napoleon 1806-1807 dem General der russischen Armee Baron Levin August von Bennigsen und nahm an den russisch-französischen Verhandlungen teil, die dem Frieden von Tilsit vorangingen. Während des Russlandfeldzuges Napoleons von 1812 bildete Gagarin aus eigenen Mitteln ein Kavallerie-Regiment, dessen Kommandeur er über die Dauer des gesamten Krieges blieb, während er zugleich den Posten des Staatssekretärs im Gefolge von Aleksandr I. innehatte. Hier fand er die Gunst von Marija Antonovna Naryškina, einer Geliebten des Kaisers, die den ältesten unehelichen Sohn des Fürsten, Grigorij, zur Welt brachte. Die stürmische Romanze endete mit einer zehnjährigen Entlassung des Fürsten aus dem Staatsdienst und seiner Verbannung ins Ausland mit der gesamten Familie, wo dieser – nach seiner Rückkehr in den Diplomatendienst – bis zu seinem Tod den Botschafterposten zunächst in Rom, und schliesslich in München inne hatte. In Rom übernahm Grigorij Ivanovič Gagarin die Schirmherrschaft über junge russische Maler, die von der russischen Kunstakademie zur „Vervollkommnung ihrer Fähigkeiten in den Künsten“ nach Italien geschickt wurden. Dieser Tätigkeit verdankte sein Sohn Grigorij die enge Freundschaft mit den weltbekannten Malern Orest Kripenski und Karl Brjullov.3
Das Exil des Vaters teilend, verbrachte Fürst Grigorij Gagarin seine Kindheit im Ausland und genoss die klassische Ausbildung des für seine philologische und künstlerische Fakultät berühmten Pensionates „arco die tolomei“ im italienischen siena. nach abschluss der Ausbildung im Jahre 1826 trat Gagarin für dreizehn Jahre in den diplomatendienst und durchlief alle Stufen der Karriereleiter – er gelangte schliesslich auf den Posten des Sekretärs der russischen Botschaft in München, welche über viele Jahre hinweg unter der Leitung des Vaters gestanden hatte. Mit dessen Tod verlor Gagarin auch dessen Patronat und im Jahre 1839 zwang seine prekäre finanzielle Lage zur Rückkehr nach Russland. Dort wurde er innerhalb kürzester Zeit in den Kreis junger Petersburger Literaten aufgenommen und lernte unter ihnen Michail Jur‘jevič Lermontov kennen, mit dem ihn schon bald eine enge Freundschaft verband.
Die Bekanntschaft mit Lermontov bestimmte in vielerlei Hinsicht das zukünftige Schicksal und die Karriere des Fürsten. Zur Strafe für sein Duell mit Ernest de Barante, dem Sohn des französischen Botschafters in Russland, wurde Lermontov im Februar 1840 in das gegen die „Bergvölker“ Dagestans und Tschetscheniens kämpfende tenginische Fussregiment versetzt. Gagarin folgte seinem Freund nach Pjatigorsk, indem er sich freiwillig für den Dienst im Kaukasischen Korps meldete. Gemäss den Erinnerungen von Zeitzeugen teilten sich Lermontov und Gagarin ein Zelt, führten gemeinsamen Haushalt und übten sich gemeinsam in der graphischen Kunst: Lermontov zeichnete die Gravuren und Gagarin kolorierte diese in Aquarell. Einige dieser gemeinsamen Arbeiten sind bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Die berühmteste von ihnen, „Die Schlacht bei Valerik“, zeigt ein Fragment der Schlacht am Fluss Valerik, 30 Kilometer entfernt von der Festung Groznaja (deutsch: „Furchterregende Festung“ – das heutige Grozny), die am 11. juli 1840 im Rahmen des Feldzuges der russischen Truppen gegen die aufständischen „Bergvölker“ stattgefunden hatte.4
Nach dem Tod Lermontovs im Duell trat Fürst Grigorij Gagarin den regulären Militärdienst in der Kanzlei des Kriegsministers an und bekleidete dort den Posten des Stabrotmeisters, welcher seinem früheren zivilen Rang im Diplomatendienst – dem des Titularrats – entsprach. Er trat in die Leibgarde des Husaren-Regiments ein und wurde in die Kommission des Barons Paul von Hahn berufen. Die Kommission war zur Erstellung eines „Lageberichts über die Regierungssituation in der Kaukasusregion“ ins Leben gerufen worden. Gleichzeitig nahm Gagarin an den Feldzügen gegen die „Bergvölker“ Dagestans der Jahre 1841 und 1842 teil und wurde für seine Verdienste in diesen Schlachten mit dem Orden des heiligen Stanislav dritter stufe sowie dem Orden der heiligen Anna dritter Stufe mit Schlaufe ausgezeichnet. Auf die persönliche Empfehlung des Kriegsministers Fürst Aleksandr I. Černyšev wurde Gagarin im Jahre 1843 zum Flügeladjutanten des Zaren Nikolaj I. ernannt.
Die drei Dienstjahre in der Region machten Fürst Gagarin zu einem guten Kenner der kaukasischen Verhältnisse, die er am 21. Dezember 1844 in einem höchst offenherzigen Dienstbericht an Černyšev darstellte. Gagarin beschrieb in dem Bericht die ihm bekannten Fälle von Machtmissbrauch und andere vergehen der Verwaltung des russischen Imperiums in dieser Region und legte zugleich seine Empfehlungen für die Verbesserung der herrschenden Situation dar.5 Dieses Dokument zeigt uns Fürst Gagarin als einen besinnlichen Denker, der in der Lage war, hinter glanzvollen militärischen Siegeszügen die Schwierigkeiten zu erkennen, die sich bei dem Übergang zu einem friedlichen Leben in der Region und im Prozess der Vertrauensbildung zwischen der lokalen Bevölkerung und den russischen Herrschern stellten. Er sprach sich kategorisch gegen die ausschliessliche Unterdrückung der Bevölkerung mit militärischer Gewalt aus und empfahl – den Errungenschaften lokaler ökonomischer Strukturen Respekt zollend – die wirtschaftliche Integration der gesamten kaukasischen Region in das russische Imperium. Nachdem Kriegsminister Černyšev diesen Bericht Zar Nikolaj I. vorstellte, zeigte sich dieser höchst zufrieden mit den Gedanken des Fürsten, wie Gagarin aus einem Sonderbrief des Ministers erfuhr.6
Es ist nicht auszuschliessen, dass dieses positiv aufgenommene Projekt der ökonomischen Annäherung Russlands und der von ihm eroberten kaukasischen Völker den Grundstein für ein viel weitreichenderes Projekt kultureller Annäherung des Kaukasus an Russland und Europa legte, welches Fürst Grigorij etwa zeitgleich zu realisieren begann. Gagarin war ein begabter Maler, der sowohl die Arbeit mit Zeichenstift als auch mit Aquarell und Öl beherrschte. Er fertigte eine Reihe von Werken an, die den Alltag und die Taten der Soldaten und Offiziere des Gesonderten Kaukasischen Armeekorps darstellten. In den 1840er Jahren schuf er unter anderem die Gemälde „Schlacht zwischen russischen Streitkräften und den Tscherkessen bei Achtl am 8. Mai 1841“ (Gagarin kämpfte selbst in dieser Schlacht und wurde für seinen Einsatz mit einem Orden geehrt), „Sommerlager des Nižegorodskogo Dragoner Regimentes bei Qara-Aghadsch“, „Lager bei der zweiten Muganlinischen Überfahrt über den Fluss Alasani“, „Wiedersehen des General Klüge von Klugenau mit Šamil im Jahre 1837“ sowie „Predigt des Propheten Mohammed“, die heute in den führenden Kunstmuseen Russlands aufbewahrt werden.7
Zudem malte Fürst Grigorij Gagarin in den Jahren 1842-1843 eine Reihe von Arbeiten in Aquarell, die den Alltag der Kosaken der russischen kaukasischen Streitkräfte an der Schwarzmeer- (Kuban-) und Kaukasischen (Tersker) Linie, abbilden. Diese Reihe legte den Grundstein für eine viel umfassendere Serie, die unter dem Namen „Gewänder des Kaukasus“ bekannt werden sollte. Sie umfasst 100 Aquarelle mit Darstellungen alltäglicher und festlicher Kleidung der kaukasischen Völker8. Unabhängig von ihrem ästhetischen und ethnographischen Wert erfüllten die Bilder durchaus auch einen praktischen Zweck: sie erlaubten es den russischen Beamten, die einheimischen Völker anhand ihrer Bekleidung voneinander zu unterscheiden. Man sollte nicht vergessen, dass die Arbeiten des Fürsten im Auftrag des militärisch-topographischen Büros des Gesonderten Kaukasischen Armeekorps angefertigt wurden, zu dem dieser seit 1848 „zu wissenschaftlichen und künstlerischen Zwecken“ abkommandiert worden war. Nach Beendigung der Arbeit wurde Gagarin zum Oberst befördert. Diese Begebenheit illustriert einen der seltenen Fälle, in denen die Bedürfnisse der Armee und der militärischen Verwaltung den Fortschritt nicht nur der technischen, sondern auch der humanitären Wissenschaften beförderten.
Unter den Meisterhaft ausgeführten Aquarellen Grigorij Gagarins finden sich nicht wenige Abbildungen alltäglicher und festlicher Trachten der Bewohner des heutigen Aserbaidschan. Diesen Darstellungen verdanken wir die Möglichkeit, Alltag und Kultur der Region im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts besser nachvollziehen zu können. Der Schmuck und die Stickereien an der Kleidung der Frauen sowie die Reich mit Intarsien verzierten Waffen, Gürtel und Schuhe der Männer sprechen von einer hochentwickelten Handwerkskunst der Kaukasier, deren ständische Sozialstruktur sich trotz ihrer stammesförmigen Organisation des öffentlichen Lebens kaum von den sozialen Strukturen russischer und europäischer Gesellschaften unterschied. Fürst Grigorij Gagarin war einer der Ersten, der – nicht zuletzt dank seines künstlerischen Gespürs – diesen Umstand erkannte und versuchte, mit seiner Kunst die Schönheiten der Natur und die „Seele“ der Bewohner Kaukasiens zu erfassen und dem Auge des europäischen Betrachters zu erschliessen.
Während der gesamten 1840er Jahre gingen der militärische Dienst und das künstlerische Schaffen von Fürst Gagarin Hand in Hand. Der Militärdienst ermöglichte ihm auf Kosten der Staatskasse die uneingeschränkte Reisefreiheit in Gesamtkaukasien. So konnte er deutlich den Umfang der Themen und Formen seines künstlerischen Schaffens erweitern. Gagarin begann mit der Anfertigung von Zeichnungen verschiedener Landschaften und historischer Stätten des Kaukasus. Er war der erste Europäer, der sich nicht auf die Anfertigung von Plänen kaukasischer Festungen, Strassen und Paläste beschränkte, sondern sich – liebevoll und bis ins letzte Detail die Kuppeln, Minarette, Türme und Tore mit dem Bleistift zeichnend – der Überlieferung von Proportion und Ästhetik ihrer Architektur widmete. Nicht selten „bevölkerte“ Gagarin seine Zeichnungen mit Idealtypen kaukasischer Bewohner verschiedenen Alters, Geschlechts und Glaubens. Man mag in seinen Zeichnungen, die die individuelle Handschrift des Stils und der inneren Verfassung des Künstlers tragen, die fotografische Genauigkeit und Präzision anderer arbeiten vermissen, jedoch sind die Arbeiten Gagarins zugleich frei von jedem Schatten der Charge, der Groteske, des Sarkasmus oder gar der Karikatur: sie alle sind geprägt vom Respekt des Autors gegenüber dem Objekt seines Schaffens.
Thematische und landschaftliche Zeichnungen, die der autor später zu der Reihe „Malerischer Kaukasus“ vereinte, bildeten zusammen mit der Aquarellserie „Gewänder des Kaukasus“ die Grundlage für ein künstlerisches Projekt, mit dessen Umsetzung Fürst Grigorij Gagarin zusammen mit dem russischen Botschafter in Paris und Generaladjutanten Graf Ernst Gustav von Stackelberg (1813-1870) im Jahre 1845 in Paris begann. Die Idee des Projektes bestand in der Herausgabe einer Serie von Kunstalben unter dem französischen Titel „Scénes de paysages mœurs et costumes de caucase“ („Szenen, Landschaften, Sitten und Gewänder des Kaukasus“). Zunächst planten die Partner die Herausgabe von 48 Bänden, die jeweils vier Lithographien mit Texten von Stackelberg sowie sechs Lithographien der Kostüme ohne Text umfassen sollten.9 Jedoch verhinderte der Krimkrieg (1853-1856), in dem sich Russland und Frankreich auf unterschiedlichen Seiten der Front wiederfanden, die Verwirklichung dieses Projektes in vollem Umfang.
Ein Teil der veröffentlichten Zeichnungen widmet sich dem späteren aserbaidschanischen Staatsgebiet, seinen Städten und deren Bewohnern. Unter ihnen findet man Bilder des Mausoleums der Schirwanschahs in Baku (den Ort nannten sie wie die Halbinsel „Abscheron“) und der Bäder in Schamachi. Man sieht Szenen wie die Feier eines religiösen Kultes in Baku und einen Volkstanz in Schamachi sowie Gewänder von Bewohnerinnen und Bewohnern Bakus, die die Autoren aus irgendeinem Grund als „Kaspier“ betitelten. Die arbeiten Gagarins geben uns die Möglichkeit nicht nur rund eineinhalb Jahrhunderte alte Gewänder von Bewohnern zahlreicher neuzeitlicher aserbaidschanischer Städte detailgetreu zu rekonstruieren, sondern „in die Zeit zurückzureisen“ und den Geist und die Gemüter der Bewohner des Landes zu spüren.
Die letzten 40 Lebensjahre von Fürst Grigorij blieben bis heute geheimnisumwittert. Im Jahre 1855, auf dem Höhepunkt der militärischen Auseinandersetzungen auf der Krim und im kaukasischen Raum, wird Gagarin zum Präsidenten der russischen Kunstakademie an den Hof der Grossfürstin Marija Nikolajevna von Lichtenberg, der Tochter von Zar Nikolaj I., abgeordnet. Im Jahre 1858 folgt die Ernennung zum Generalmajor, ein Jahr später wird er zum Vizepräsidenten der Kunstakademie ernannt. Ganze fünf Jahre verbrachte der Fürst als „Kunstgeneral“, wie er von spöttelnden Zeitgenossen betitelt wurde, bis 1864 seine Entlassung in den zivilen Dienst erfolgte. Dort bekleidete er den Posten eines Geheimrats, der dem militärischen Rang eines Generalleutnants entsprach. Womit sich Fürst Gagarin in all diesen Jahren befasste, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Doch die fünf, ihm in der Zeit seines „Künstlerischen Dienstes“ verliehenen, militärischen Verdienstorden – darunter die Orden der heiligen Anna Erster stufe mit Schwertern (1862) sowie des heiligen Vladimir zweiter Stufe mit Schwertern (1864) – sprechen dafür, dass seine Tätigkeit nur bedingt mit der Leitung der russischen Kunstakademie zu tun gehabt haben konnte. Wir können nur ahnen, mit welchen taten sich der Kriegsmaler und Hauptverwalter der Kunstakademie mit einer solch reichen militärischen Vergangenheit um diese Auszeichnungen für Russland verdient gemacht hatte.
1872 beendete Fürst Gagarin seine Tätigkeit als Vizepräsident der Russischen Akademie der Künste und er wurde mit dem Titel des Oberhofmarschalls (dem Rang des Armeegenerals im militärischen dienst entsprechend) in die ehrenvolle Pensionierung versetzt. Den Rest seines Lebens verbrachte Gagarin in Frankreich und lebte in dem Haus, das sein Vater einst zur Zeit seines Botschafterdienstes in der kleinen Stadt Châtellerault, in der von 1819 bis 1968 Waffen produziert wurden, erworbenen hatte. Der Leichnam Gagarins wurde nach seinem Tod im Jahre 1893 auf dem Friedhof des Guts Kačarovo (heute Rajon Konakovskij der Region Tver‘) begraben.
So endete die faszinierende Lebensgeschichte eines Menschen, der mit seinen Malereien und Graphiken Land und Leute des heutigen Aserbaidschan für die Öffentlichkeit Russlands und Westeuropas entdeckte.
Dr. Oleg Kuznetsov
Moskau, Historiker
Anmerkungen:
1 vgl. Ausführlicher zu Reiseberichten deutscher Forschungsreisender: auch, Eva-Maria: Öl und Wein am Kaukasus. Deutsche Forschungsreisende, Kolonisten und Unternehmer im vorrevolutionären Aserbaidschan, Wiesbaden 2001; dies.: zum Muslimbild deutscher Kaukasusreisender im 19. Jahrhundert. In: auch, E.M., s. Förster (hg.): „Barbaren“ und „weisse Teufel“. Kulturkonflikte und Imperialismus in Asien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, Paderborn, München, Wien, Zürich Paderborn 1997, s. 83 – 100.
2 Schamachi – heute eine aserbaidschanische Stadt – wird auch als Bezeichnung für das altertümliche Aserbaidschan verwendet.
3 Solomko N.Z.: Grigorij Gagarin. M.: Belyj Gorod, 2006, s. 18 f.
4 Gagarin G.G., Knjaz’, in: Lermontovskaja Ėnciklopedija / an SSSR, glav. red. v.a. Manujlov, M.: Sovetskaja Ėnciklopedija, 1981, s. 97 f.
5 Soldatov S.V., Vhudoborodov A.l, „Nado, čchtoby kavkazec nachodil dlja sebja stol’ko že pol’zy prinadležat’ nam, skol’ko i my v ego uderžanili“: Knjaz’ G.G.Gagarin o politike rossii na Kavkaze. 1844 g. (Istoričeskij archiv, nr. 1, 2004). s. 208-215.
6 Rossijskij gosudarstvennyj voennoistoričeskij archiv. F. 38, Op. 7, d. 113.
7 Solomko, Grigorij Gagarin, s. 16.
8 Ebd., S. 28.
9 Gagarine G.G., Schtakelbeggue E.G., Scénes de paysages mœurs et costumes de caucase.