Ein am Dirigentenpult verbrachtes Leben

Das aserbaidschanische Volk ist stolz auf seine weltberühmten Komponisten und Dirigenten, wie Üzeyir Hadschibäyov, Qara Qarayev, Fikrät Ämirov, Soltan Hadschibäyov, Arif Mälikov, Maestro Niyazi, Färhad Bädälbeyli und Rauf Abdullayev. Üzeyir Hadschibäyov komponierte mit Leyli und Mädschnun die erste, 1908 in Baku uraufgeführte, Oper der muslimischen Welt. Üzeyir Hadschibäyov inspirierte eine Vielzahl von Komponisten, wie etwa Qara Qarayev (1918-1982), der in den 1940-er Jahren wie Fikrät Ämirov (1922-1984) die ersten aserbaidschanischen Sinfonien schrieb.

Einer der bekanntesten Vertreter der aserbaidschanischen sinfonischen Musik ist Maestro Niyazi. Sein Vater, Zülfügar Hadschibäyov aus Schuscha, war Bruder des berühmten Uzeyir Hadschibäyov. Er war nicht nur in Aserbaidschan sondern auch über die Grenzen seiner Heimat hinaus berühmt. Er dirigierte die ersten Vorstellungen der Werke (Oper, Ballett und Symphonie) vieler bekannter aserbaidschanischer Komponisten, wie Muslum Magomaev, Qara Qarayev, Fikrät Ämirov, Arif Mälikov. Die Gründung und Entwicklung der aserbaidschanischen Dirigentenschule ist mit seinem Namen verbunden.

Er kam am 20. August 1912 in Tiflis zur Welt. Er dirigierte Orchester mit Swjatoslaw Richter, Heinrich Neuhaus, David Oistrach und Mstislaw Rostropowitsch. Bei der Auswahl des Berufs als Musiker spielte sein Onkel Üzeyir eine grosse Rolle. Niyazi studierte die Musik in Moskau und Leningrad (heute St. Petersburg) und besuchte das Staatliche Konservatorium von Aserbaidschan.

Maestro Niyazi war auf Gastspielreise in vielen Ländern Europas und Asiens. Niyazi dirigierte viele Sinfonieorchester in Prag, Berlin, Budapest, Bukarest, New York, Paris, Istanbul, London, Teheran, Peking und Ulan-Bator und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der aserbaidschanischen klassischen Musik in der Welt. Bis zu seinem Lebensende war er auf Gastspielreise in 23 Ländern.

Niyazi war auch ein talentierter Komponist. Er synthetisierte in seinem Schaffen traditionelle aserbaidschanischen Volkslieder und das Mugam mit der europäischen sinfonischen Musik. Zu den bedeutendsten Werken von Niyazi gehören die Oper “Khosrow und Shirin” (1942), und das Ballett “Tschitra” (1960). Für sein weltberühmtes Ballett “Tschitra” wurde er in Indien mit dem Nehru-Preis ausgezeichnet. Sein sinfonisches Mugam-Werk “Rast” erfreute sich einer grossen Popularität in der Welt, stand auf dem Spielplan von vielen Sinfonieorchestern der Welt.

Niyazi war von 1938 bis zu seinem Tod Dirigent und musikalischer Leiter des Staatlichen Symphonieorchesters Aserbaidschans. In diesem Sinne kann sein Leben als ein am Dirigentenpult verbrachtes Leben angesehen werden.

Man ernannte Niyazi im Jahre 1961 zum Chefdirigenten des Leningrader Opern- und Balletttheaters, das zu dieser Zeit eines der berühmtesten Theater der UdSSR war. Er dirigierte hier die neue Komposition der Ballette “Dornröschen” von Pjotr Iljitsch Tschaikowski und “Das Märchen von der steinernen Blume“ von Sergei Sergejewitsch Prokofjew. Mit diesen Balletten trat er auf den Pariser und Londoner Bühnen auf und hatte grossen Erfolg.

Maestro Niyazi musste am selben Jahr mit dem weltberühmten Theatre Royal Drury Lane im Londoner West End auftreten. Diejenigen, die ihn auf diese Reise schickten, waren mit grosser Meisterschaft, grossem musikalischen Talent und Musikgefühl von Niyazi gut vertraut. Die Interpreten des Londoner Orchestra haben einen seltsamen Charakter. Sie überprüfen, führten alle Dirigenten auf den Zahn, die zum Orchester kommen. Einer von Musikanten dieser Orchestra, der es liebte, Witze zu machen, wollte Maestro Niyazi nochmals prüfen, ob etwas in Ordnung ist. Als Maestro Niyazi mit dem Orchester probte, spielte er eine seltsame Note, die nicht mit dem Stil des Werks im Einklang stand. Niyazi fühlt das sofort und hält das Orchester. Er nähert sich leise diesem Musiker und flüstert ihm ins Ohr: “Vielleicht…“

Niyazi wurde mit dem Titel des Volkskünstlers der UdSSR (1959) ausgezeichnet und erhielt die Staatspreise der UdSSR (1951, 1952) und höchsten Titel der UdSSR, den Helden der Arbeit (1982).

Auf Initiative von Nationalleader Heydar Aliyev organisierte Maestro Niyazi seit Anfang 70-er Jahre freitags jeden Monats in der Staatlichen Philharmonie symphonische Musikabende. Im Jahr 1994 nahm der Nationalleader an der Eröffnung des Haus-Museums von Maestro persönlich teil. Darüber hinaus gab Nationalleader Heydar Aliyev am 19. August 2002 einen Erlass über das Feiern des 90-jährigen Jubiläums von Niyazi heraus.

Per Dekret von Präsident Ilham Aliyev vom 20. Mai 2010 wurde das 100-jährige Jubiläum von Niyazi im In- und Ausland gefeiert.

Niyazi starb am 2. August 1984.

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