Der Göy Göl Nationalpark im Kleinen Kaukasus Göy Göl, übersetzt der blaue See, ist das älteste Naturschutzgebiet Aserbaidschans und wurde 1925 eingerichtet, seit 2008 ist es ein Nationalpark mit 12.755 ha Fläche. Als landschaftlicher Höhepunkt gelten hier im Kleinen Kaukasus die klaren Seen, von Wiesen und Wald umrandet. Der Hauptsee auf rund 1500 m.ü.M soll durch ein Erdbeben des Jahres 1193 entstanden sein, welches den Kurekchayfluss abgeblockt hatte. Es finden sich hier rund 20 kleine Seen, wobei der Göygöl und der Maralgöl die grössten sind. Hier lebt eine endemische Forellenart, die Göyforelle. Maral bedeutet Hirsch und hier ist wieder das Kaukasische Rotwild heimisch. Der Park ist von der zweitgrössten aserbaidschanischen Stadt Gänja in einer Stunde erreichbar, der früher als Chanlar bekannte Rayon Göygöl liegt auf dem Weg zu den Seen.
Daneben gedeihen hier viele weitere Laubbäume, so Eichen und Hagebuchen. Ich nahm eine längere individuelle Wanderung in Kauf, um Pinus kochiana, eine Föhrenart, im Gebiet zu finden. Der Hochkaukasus markiert geografisch die Grenze zwischen Europa und Asien. Er bildet das Rückgrat des Landes und genährt vom Wasser der Gletscher und vieler Quellen profitieren die unteren Abhänge davon. Auf dem aserbaidschanischen Territorium erreichen die Berge Höhen von fast 4500 Metern. Die subalpinen Weiden sind hier sehr ausgedehnt vorhanden. Dort kommt der westkaukasische Steinbock in den höchsten Lagen vor, wobei die Waldgrenze bei 2200 bis 2500 müM liegt. Bekannt ist die Kupferschmiede-Siedlung Lahij, versteckt in einem Hochtal und erreichbar durch eine markante Schlucht. Von Guba auf der Seite des Kaspischen Meeres aus zeigte uns der Umweltminister seine engere Heimat. Es gibt hier eine umstrittene grosszügig ausgebaute Strasse, die ins 60 Kilometer entfernte Xinaliq/Khinalig, den abgelegensten Ort im Hochkaukasus, führt. Die pittoresken Lehmhäuser bilden einen touristischen Magnet. Die rund 2000 Einwohner sprechen eine eigene Sprache und ein Museum gibt Auskunft über das Leben in diesen Höhen.
Das ehemalige deutsche Helenendorf
Zar Alexander I ermunterte 1819 erste deutsche Kolonisten aus Schwaben, die weite Ebene der Kur zu besiedeln, wo er ihnen Land angeboten hatte. 1912 bestanden schliesslich acht deutsche Kolonien mit rund 6000 Bewohnern. Zu Ehren der Herzogin Helene von Mecklenburg-Schwerin wurde Helenendorf, das heutige Göygöl, am Fusse des Kleinen Kaukasus gegründet. Die Landwirte betrieben erfolgreich Ackerbau und schufen mit dem Weinanbau und dem Export Prosperität. Das Ende kam im Jahre 1941. Stalin verfügte die Deportation der Deutschen nach Kasachstan und Sibirien. Der damals 5jährige Victor Klein entging der Ausweisung. Er lebte bis ins Frühjahr 2007 als letzter Deutscher in Göygöl.
Spuren der deutschen Vergangenheit sind im heute von 5‘000 Einwohnern bewohnten Göygöl immer noch zu finden. Die einstige lutherische St. Johanniskirche aus dem Jahr 1859 ist Sammelstelle deutscher Vergangenheit. Man trifft hier die Namen Frick, Österle oder Reiterbaum auf Urkunden und Katasterplänen. Die von den Deutschen errichteten massiven Holzhäuser werden immer noch unverändert bewohnt und die Ortschaft präsentiert sich sehr sauber. Auch ein deutscher Friedhof besteht noch, wo der letzte Deutsche nun begraben liegt.