Von der Hauptstadt Baku mit UNESCO-gelisteter Altstadt zur Halbinsel Apscheron mit brennendem Berg “Yanardagh“ und “Atäschgah“ Feuertempel. Von den Felszeichnungen und Schlammvulkanen in Gobustan nach Lahij und Scheki im Kaukasus nach Kisch und Ganja. Es steht gewiss nicht auf jeder touristischen Wunschliste: Aserbaidschan, das Land am Kaspischen Meer und in den atemberaubenden Kaukasus-Bergen gelegen. Das liegt aber vor allem daran, dass noch nicht vom Massentourismus überrollt wurde – auf keinen Fall aber Mangel an landschaftlicher Schönheit oder an kulturhistorischem Hintergrund oder Sehenswürdigkeiten.
Der grösste Teil dieses wunderschönen Fleckchens Erde liegt in der Transkaukasischen Senke zwischen dem Kleinen und dem Grossen Kaukasus und stellt seit Urzeiten ein Siedlungs- aber auch Durchzugsgebiet verschiedener Völker dar.
Diesem Umstand verdankt es seine Bedeutung in Geschichte und Ethnografie und sein reiches Erbe an Kultur, Religion und Tradition.
Einen Hinweis auf Vorkommen von Erdgas und Erdöl ganz anderer Art findet sich am nahegelegenen heiligen Berg “Yanardagh“: “brennender Berg” heisst der Kalksteinhügel auf Deutsch, denn seit einer Spontanentzündung schon im Altertum brennen hier bis zu mehrere Meter hohe Flammen in den Erdspalten eines Hanges, gespeist durch unterirdische Erdgasvorkommen. Dieses exotische Phänomen gibt es nur höchst selten, die meisten dieser “brennenden Berge” liegen in Aserbaidschan und sind damit eine der Erscheinungen, für die Aserbaidschan weltbekannt ist. Seit Jahrhunderten sind Orte wie der Yanardagh auch Stätten kultischer Verehrung und neben Hindus und Buddhisten sind vor allem die Anhänger der Religion der Feueranbeter, die Zoroastrier, seit über 2000 Jahre Verehrer der ewigen Feuer der Naturgasquellen.
Aserbaidschan ist seit Jahrtausenden ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen. Auf ihrem langen Weg durch die Geschichte blieben die Menschen dieser Region immer ihren Vorfahren treu, die das Feuer verehrten. Lange vor dem Christentum und dem Islam war der Zoroastrismus oder Zarathustrismus die in Zentralasien verbreitete monotheistische Religion. Der Feuertempel stammt aus dieser Zeit. Für die Anhänger der Religion war das Feuer eine Art Kommunion mit Gott. Für uns hingegen ist das Feuer etwas Heiliges, das uns mit der Vergangenheit verbindet.
Atäschgah wurde als Klosteranlage erbaut. Zoroastrischer Tempel liegt 30 Kilometer weit entfernt von Baku im Surachany Stadtbezirk auf der Halbinsel Abscheron. In der wörtlichen Übersetzung bedeutet Atäschgah “Hort des Feuers”. Das Feuer wurde durch natürlich austretendes Erdgas gespeist.
Die Hindus, also Feueranbeter kamen in den XV-XVII Jahrhunderten mit ihren Handelskarawanen auf der Halbinsel Abscheron an, um Surachany zu besuchen. Sie errichteten hier im Jahre 1713 an der Stelle eines antiken Tempels einige Bauten. Im 18. Jahrhundert wurden um den Tempel herum ein Tempel, eine Zelle und eine Karawanserei gebaut.