Die Balletttruppe des Aserbaidschanischen Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheaters M.F. Achundow präsentierte auf der Bühne des Heydar Aliyev Palasts zwei Aufführungen: „Schwanensee“ und „Polowetzer Tänze“.
„Schwanensee“ zeigte den charakteristischen choreografischen Stil von Yuri Grigorovich mit einem fein gefühlten künstlerisch-historischen Kontext, in dem er in seiner Originalversion nicht nur die Metaphysik der Schatten bewahrt, sondern diese weiterentwickelt, sie in ein tiefes Spiel zweier kosmischer Prinzipien in der Seele des Hauptcharakters verwandelt: den Kampf des Männlichen mit dem Weiblichen, des Weissen mit dem Schwarzen. Die von Ruslan Pronin inszenierte einaktige Aufführung beginnt in dem Moment, in dem der böse Geist – Rotbart, gespielt vom verdienten Künstler Makar Ferschtandt, als schwarzer Doppelgänger des Helden – Prinz Siegfried, gespielt von Ilja Manenkov, erscheint. Es ist bemerkenswert, wie beide Rollen choreografisch bereichert sind, als würden sie jenen Dualismus der Persönlichkeit widerspiegeln, der den unerbittlichen Schicksalsmotiven ähnelt, die in den symphonischen Werken Tschaikowskis verfolgt werden. Die Rolle der Odette wurde von Ayan Eyvazova, einer Preisträgerin internationaler Ballettwettbewerbe und der nationalen Auszeichnung “Humay”, getanzt, die die Zärtlichkeit ihrer Figur im “Weissen Adagio” gefühlvoll übermittelte, mit punktuellen Bewegungen den Schwanencharakter unterstrich und ihren Prinzen in die ideale Welt seiner romantischen Träume führte.
„Schwanensee“ ist zudem ein Ballett für das weibliche Corps de ballet mit separaten Nummern. Die Zuschauer konnten die kanonische Version von Petipa-Ivanov des „Tanzes der kleinen Schwäne“ erleben, aufgeführt von Jamila Mammadova, Julia Ferschtandt, Sabina Hajiyeva und Dilyara Mekhtiyeva. In den Rollen der grossen Schwäne traten die verdiente Künstlerin Elmira Suleymanova, Liana Praga und Samira Mammadova auf.
Das Orchester wurde vom Hauptdirigenten und musikalischen Leiter des Aserbaidschanischen Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheaters, dem verdienten Künstler Aserbaidschans, Eyyub Kuliyev, geleitet.
Der zweite Teil des Abends widmete sich einem der lebhaftesten musikalischen Werke des 20. Jahrhunderts – den „Polowetzer Tänzen“ aus der Oper „Fürst Igor“ von Alexander Borodin, die längst ein Eigenleben führen. Die „Polowetzer Tänze“ erlangten enorme Popularität und wurden zu einem der weltweit bekanntesten und erkennbarsten Fragmente der russischen klassischen Musik.
Eine kurze Reihe kontrastreicher Tänze zog wie Kaleidoskopbilder vor den Augen der Zuschauer vorbei. In diesen Bildern wurde der Baku-Publikum die organisch kombinierte Choreografie von Michail Fokin und Kasyan Goleizovsky vorgestellt, die den Zuschauerraum in eine Atmosphäre sinnlicher Schönheit und mitreissender Energie tauchte. Der anmutige und flexible Tanz der Konkubinen („Fliege auf den Flügeln des Windes“), der „dichte“ Tanz der Bogenschützen, der muskulös-rhythmische Tanz der Krieger.
Die Rolle der Sklavin wurde von Liana Praga getanzt, und im stürmisch eiligen Wirbel des Konflikttanzes trat der schöne Krieger Kuman, der die launische und temperamentvolle Chaga zähmt, mit Seymour Gadiyev und Fatima Khalilova auf.
Das reiche musikalische Spektrum wurde dem Publikum vom Volkskünstler, verdienten Kunstschaffenden, Träger der nationalen Auszeichnung „Humay“, Professor Yalchin Adigezalov präsentiert, der erneut bewies, dass die Musik von Igor Borodin mit einem „türkischen Anstrich“ buchstäblich „in seinen Händen brennt“, während der begleitende Chor unter der Leitung der verdienten Kunstschaffenden Sevil Hajiyeva mit lebenden Stimmen „die trockene Steppenluft, sprühend vor Freiheitsliebe“, in den Saal brachte, was am Ende der choreografischen Suite zu einem Sturm von Applaus und Rufen von „Bravo“ führte.