35 Jahre seit der Tragödie vom 20. Januar

In der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1990 wurden auf Anordnung des Generalsekretärs des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, Einheiten des Verteidigungsministeriums, des Komitees für Staatssicherheit (KGB) und des Innenministeriums der UdSSR nach Baku und in mehrere Regionen Aserbaidschans entsandt. Die friedliche Bevölkerung wurde mit schwerer Technik und verschiedenen Waffentypen beschossen, was zu einem Massaker führte.

Die Besetzung Bakus durch grosse Kontingente sowjetischer Spezialeinheiten und innerer Truppen ging mit extremer Brutalität und beispielloser Grausamkeit einher. Noch bevor der Ausnahmezustand der Bevölkerung bekannt gegeben wurde, hatten die Soldaten 82 Menschen brutal ermordet und 20 weitere schwer verletzt. Nach der Verkündung des Ausnahmezustands wurden in den darauffolgenden Tagen in Baku weitere 21 Menschen getötet. In Regionen und Städten, in denen kein Ausnahmezustand ausgerufen worden war, wurden am 25. Januar in Neftçala und am 26. Januar in Lənkəran acht weitere Menschen ermordet.

Insgesamt starben durch die illegale Entsendung von Truppen in Baku und den umliegenden Regionen 131 Menschen, 744 Personen wurden verletzt. Unter den Opfern befanden sich Frauen, Kinder und ältere Menschen sowie Sanitäter und Polizeibeamte.

Die Entsendung der Truppen war auch von massenhaften Verhaftungen unter der friedlichen Bevölkerung begleitet. Während der Operationen wurden 841 Menschen in Baku und anderen Städten und Regionen Aserbaidschans rechtswidrig verhaftet, von denen 112 in Gefängnisse in verschiedenen Städten der UdSSR gebracht wurden.

Militärangehörige eröffneten das Feuer auf 200 Wohnhäuser, 80 Fahrzeuge, darunter Krankenwagen, und zerstörten durch Brandmunition eine grosse Menge an staatlichem und privatem Eigentum.

Die Opfer des Januars 1990 werden symbolisch als “Märtyrer des 20. Januar” bezeichnet. Insgesamt zählt Aserbaidschan 150 Märtyrer des 20. Januar.

Unmittelbar nach der Tragödie, am 21. Januar 1990, begab sich der Nationale Führer Heydar Aliyev zusammen mit seinen Familienangehörigen zur ständigen Vertretung Aserbaidschans in Moskau, um seine Solidarität mit seinem Volk zu bekunden. Er protestierte scharf gegen die blutige Operation der sowjetischen Führung und deckte die Verantwortlichen dieser Verbrechen auf.

Die Tragödie des Januars war nicht nur ein nationaler Trauertag, sondern auch ein Beweis für die unerschütterliche Willenskraft und Standhaftigkeit des aserbaidschanischen Volkes. Trotz der Brutalität der sowjetischen Armee und des Ausnahmezustands in Baku veranstaltete das Volk am 22. Januar auf dem Platz der Freiheit in der Hauptstadt eine Trauermarsch zur Beisetzung der Märtyrer des 20. Januar. An der Zeremonie auf der Märtyrerallee nahmen fast zwei Millionen Menschen teil. Auf Drängen des Volkes wurde eine ausserordentliche Sitzung des Obersten Sowjets der Aserbaidschanischen SSR einberufen, auf der die Aufhebung des Ausnahmezustands in Baku beschlossen wurde. Viele hochrangige Vertreter der Republik nahmen jedoch aus Angst vor der Empörung des Volkes nicht an der Sitzung teil.

Am 29. März 1994 wurde auf Initiative von Heydar Aliyev der Tragödie des 20. Januar erstmals auf der Ebene des höchsten Gesetzgebungsorgans – des Milli Məclis (Nationalversammlung) – eine rechtlich-politische Bewertung gegeben. Seitdem wird der 20. Januar in Aserbaidschan jährlich als Nationaler Trauertag begangen. Jedes Jahr besuchen offizielle Vertreter und einfache Bürger am 20. Januar die Märtyrerallee, um der Opfer der Tragödie zu gedenken.

Entsprechend einem speziellen Massnahmenplan wird am 20. Januar ab 8:00 Uhr bis zum Ende der Gedenkzeremonien der Verkehr in den Strassen und Alleen in Richtung der Märtyrerallee eingeschränkt, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Es wird empfohlen, private Fahrzeuge so wenig wie möglich zu nutzen und den öffentlichen Nahverkehr zu bevorzugen.

Am 20. Januar um 12:00 Uhr Ortszeit wird im gesamten Land mit einer Schweigeminute der Märtyrer gedacht. Schiffe, Autos und Züge geben Signalhörner ab. An diesem Tag werden als Zeichen der Trauer die Staatsflaggen Aserbaidschans im ganzen Land auf Halbmast gesetzt.

Um die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf die Tragödie des Blutigen Januars zu lenken, organisieren aserbaidschanische Botschaften, diplomatische Vertretungen und aserbaidschanische Gemeinden im Ausland entsprechende Veranstaltungen.

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